Viele Leute wollen wissen, wie viel Kilogramm Honig sich aus einem Bienenvolk im Jahr gewinnen lässt. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: Dem Wetter, den Pflanzen, der Volksstärke, dem Handeln des Imkers und nicht zuletzt auch einer Portion Glück. Anfänger und Jungimker möchten oft wissen, wie viele Völker sie halten müssen, damit sie ausrechnen können, ab wann sich die Kosten für die Anschaffung von Imkereigerätschaften durch den Honigverkauf wieder ausgeglichen haben. Um den Gewinn einer Imkerei zu kalkulieren, muss man den Honigertrag kennen. Das hessische Umweltministerium gibt den Honigertrag pro Bienenvolk mit durchschnittlich etwa 30 Kilogramm je Volk und Jahr an. Dies ist der langjährige Durchschnitt. Jedoch kann die Honigmenge je nach Jahr und Region stark schwanken. In den Jahren 2019 und 2021 schleuderten manche Imker in Baden-Württemberg beispielsweise wenig bis gar keinen Honig, da der Mai kalt und verregnet war und es anschließend nicht mehr honigte. Hinzu kam, dass dann beim geernteten Honig oftmals der Wassergehalt sehr hoch lag und der Maximalwert des Deutschen Imkerbundes (18 Prozent) mit seinen strengen Qualitätskriterien nicht eingehalten werden konnte. Somit konnten einige Imker ihren Honig nicht als „Echten Deutschen Honig“ nach den Richtlinien des Deutschen Imkerbundes labeln. Verkaufen durften sie ihn trotzdem, weil die gesetzliche Grenze bei 21 Prozent liegt und damit weniger streng ist. In anderen Regionen von Deutschland, z.B. im Norden und Osten, erzielten Imker hingegen vereinzelt außergewöhnlich hohe Ernteergebnisse von 70 bis 100 Kilogramm je Bienenvolk.

Voraussetzungen für einen guten Honigertrag

  • Gutes Wetter: Das Wetter bestimmt wesentlich, wie viel Honig es gibt. Ist es während der Frühjahrsblüte zu kalt, fliegen die Bienen nicht. Beispielsweise wird eine hohe Tageszunahme des Gewichtes eines Bienenvolkes, das bei sonnigem Wetter und bei gutem Trachtangebot durchaus 3,5 Kilogramm am Tag betragen kann, durch eine Woche mit Kälte und Regen wieder zunichtegemacht. Zudem müssen die Pflanzen immer genug Wasser haben. Regen ist deshalb wichtig, weil z.B. der Raps oder die Linden nicht honigen, wenn es zu trocken ist.
  • Genügend nahe Trachtquellen: Die Bienen brauchen Pflanzen, die ihnen über das ganze Jahr hinweg Nektar spenden - je kleiner der Abstand vom Bienenvolk zur Trachtquelle, desto besser. Wer mehr Honig ernten will, muss mit seinen Bienen die Massentrachten an wandern.
  • Starke und viele Bienenvölker: Starke Völker bringen mehr Honig als schwache. Wer viel Frühtracht ernten will, muss schauen, dass die Völker bereits im Frühjahr stark sind. Danach sollte man sie für Spättrachten stark halten und nicht zu sehr schröpfen. Die Anzahl der Bienenvölker bestimmt auch den Ertrag und somit das Einkommen - sofern man seinen Honig auch vermarkten kann.
  • Handeln des Imkers: Auch der Imker kann mit seiner Betriebsweise dafür sorgen, dass er mehr Honig erntet. Beispielsweise, indem er die Bienen nicht schwärmen lässt. Abgeschwärmte Völker erzielen weniger Honigertrag. Mit angepassten Bruträumen kann man die Bienen außerdem dazu bringen, den Honig gleich im Honig- und nicht erst im Brutraum einzulagern. Zudem sollte man den Bienen in der Trachtzeit immer rechtzeitig genügend Leerzargen anbieten, sonst haben sie keinen Platz den Honig einzulagern.

Einen Großteil des eingetragenen Honigs verbrauchen die Bienen selbst. Nur ein Teil wird für den Imker übrigbleiben. Ein Volk benötigt pro Jahr ca. 70 kg Honig zur Energieversorgung und ca. 25 kg Pollen zur Eiweißversorgung. Der Imker bekommt nur das, was die Bienen darüber hinaus sammeln.

Zusammenfassung

Sie wissen nun, wie viel Honig sich in einem Bienenstock befinden kann, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit die Honigproduktion läuft und warum es so schwierig bis unmöglich ist, über einen längeren Zeitraum vorherzusagen, wie viel Honig aus einem Bienenstock gewonnen werden kann. Neben den bereits genannten Voraussetzungen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren (z.B. Bienenkrankheiten, Verlust von Bienenvölkern, verschiedene Betriebsweisen u.a.), die beim Honigertrag eine Rolle spielen.

Schwierige Lage für Berufsimker

Etwa 30 Prozent des Honigkonsums in Deutschland werden über die heimische Erzeugung gedeckt, 70 Prozent des Honigs kommen aus dem Ausland.

Für Imker, die die Bienenhaltung nicht nur in ihrer Freizeit, sondern als Beruf ausüben, ist die Situation schwierig. In Bayern zum Beispiel gab es drei Jahre lang schlechte Ernten - die Lager sind teilweise leer, die finanzielle Situation ist angespannt. Mittlerweile, im Jahr 2021, gibt es weniger als hundert Vollerwerbs-Imkereien in Deutschland. Hingegen steigt die Zahl der Freizeitimker: Insgesamt gibt es den Angaben zufolge inzwischen rund 160.000 Imker in Deutschland und damit fünf Prozent mehr als 2020. Die Zahl der Bienenvölker stieg im Jahr 2021, laut Deutschem Imkerbund, um vier Prozent auf rund 1,1 Millionen. Ein schöner Zuwachs, aber immer noch viel weniger als vor 70 Jahren - da gab es über eine Million Bienenvölker mehr in Deutschland.

Die meisten Hobbyimker, dazu zählen auch wir uns, werden primär nicht ausschließlich nach einem möglichst hohen Produktionsertrag und den damit verbundenen Verdienstmöglichkeiten streben. Vielmehr machen sie es aus Freude am Imkern und aus Liebe zur Natur. Ihnen geht es vor allem um die Bestäubung von Pflanzen durch die Bienen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf einem achtvollen Umgang mit den Bienen, Rücksichtnahme auf die Natur und höchste Sorgfalt im Umgang mit den gewonnenen Produkten – daher ist die Imkerei auch ein Beitrag für Biodiversität und Umwelt.