Dass unsere Honigbienen nützlich sind, steht außer Frage. Neben dem Honig erbringen sie uns durch die Bestäubung eine weitere wertvolle Dienstleistung. Fast alle Obstarten sind auf Bestäuber angewiesen, auch Raps freut sich über Insektenbesuch. Wer sich mal an einen blühenden Apfelbaum oder an einen Rapsacker in voller Blüte stellt, wird schnell feststellen, dass sich dort nicht nur die Honigbienen tummeln. Wespen fliegen herum, manche Käfer, Fliegen, nicht zuletzt Hummeln und andere Wildbienen – von denen es bei uns übrigens 560 verschiedene Arten gibt.

Wildbienen bringen besseren Fruchtsatz

Das ist nicht nur Beiwerk. Eine internationale Studie zeigte bereits 2013: Die Bestäubervielfalt in Agrarlandschaften hat weltweit große Bedeutung. Die Forscher untersuchten Äcker in 19 Ländern, von Kaffee- und Kürbisplantagen in Indonesien bis hin zu Erdbeerfeldern und Kirschbäumen in Südniedersachsen. Wildlebende Insekten hatten in allen Anbausystemen einen positiven Effekt auf den Fruchtansatz. Eine größere Zahl von Honigbienen erzielt diesen Effekt nur bei 14 Prozent der untersuchten Anbauten. Anders gesagt: 100 Honigbienen plus 50 Wildbienen bestäuben ein Feld viel effektiver als 150 Honigbienen. Wildlebende Insekten erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz. Pollenuntersuchungen lassen vermuten, dass die höhere Effizienz der wildlebenden Insekten nicht durch eine größere Menge, sondern durch eine bessere Qualität der transportierten Pollen zustande kommt. Die gängige Praxis, gezielt Honigbienen in Kulturen wie Obst, Raps u.a. einzubringen, sichert demnach nur einen Grundertrag. Jüngste Studien haben das bestätigt.

Wildbienenarten benötigen heimische Pflanzen und sind vom Aussterben bedroht

Eine artenreiche Wildbienenfauna braucht eine artenreiche Vegetation und umgekehrt. Dies ist heute vielerorts nicht mehr gegeben. Das bedeutet: Durch den Rückgang des Artenreichtums bei Wildpflanzen sterben Wildbienenarten aus oder sind existentiell bedroht. Und dieser Artenschwund hält weiter an. Von den über 560 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten sind laut Roter Liste mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht, 197 gefährdet und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste.

Etwa 30 % der Wildbienenarten sind auf wenige Pflanzenarten spezialisiert und stehen mit diesen in einer Symbiose. Das bedeutet, dass die Pflanze der Wildbiene Nahrung liefert und die Pflanze wiederum von der Bestäubung durch diese Bienenart abhängig ist. Verschwindet die Bienenart, so kann sich auch die Pflanze nicht weiter vermehren. Solitär lebende Wildbienen entfernen sich bei ihrer Futtersuche nur 70 bis 500 Meter von ihrem Nest und nisten daher an Orten, die sowohl Nistmaterial als auch die richtige Nahrungsquelle bieten. Im Vergleich hierzu hat die Honigbiene einen deutlich größeren Aktionsradius von ca. 5 Kilometern.

Wildlebende Insekten brauchen Nahrung und Nistplätze. Diese sind in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht ausreichend vorhanden. Wir müssen uns also auch von daher Gedanken darüber machen, wie wir wildlebende Insekten in Agrarlandschaften fördern können.
Im heimischen Garten sollten vor allem einheimische und nektarreiche Pflanzen, die zeitversetzt blühen, gewählt werden. Je vielfältiger die Pflanzenauswahl, desto mehr Wildbienenarten finden hier die richtige Futterquelle.

Wildbienen benötigen geeignete Nistplätze

Die allermeisten Wildbienenarten sind Einzelgänger und leben allein. Sie werden auch "Einsiedlerbienen" genannt.
Fast 50 % der Wildbienenarten nisten unter der Erde. Oftmals werden von anderen Insekten gebaute Gänge als Bruthöhle genutzt. Einige Wildbienen graben jedoch auch selbst Niströhren in die Erde und bevorzugen Sand- und Lehmflächen als Lebensraum, nutzen Käferbohrgänge in morschem Holz oder Höhlungen in alten Mauern. Allerdings sind die Lebensräume der Bienen gefährdet, weil sie durch die Neigung zum Aufräumen in Landwirtschaft und Gärten immer weniger Möglichkeiten finden, ihre Brut ungestört in totem Holz oder Reisighaufen und Erdhöhlen unterzubringen.
 

Mit Sand gefüllter Kübel als Nisthilfe für Sandbienen

Viele Wildbienen, wie die Sandbienen, nisten im Erdboden. Mit einem Kübel an einem sonnigen Standort können sowohl Garten- als auch Balkonbesitzer den Tieren einen Nistplatz schaffen. Der Kübel muss mindestens 25 Zentimeter hoch sein und einen großzügigen Wasserabzug (circa fünf Zentimeter) haben. Auf den Boden kommt eine Schicht Blähton, aufgefüllt wird mit lehmigem Sand. Spielkistensand eignet sich nicht, da die Röhren, die die Bienen graben, sonst immer wieder zusammenfallen. Um ihn im Winter vor Kälte zu schützen, stellt man den Kübel dicht an die Hauswand oder gräbt ihn im Beet ein. Einige Bienen nisten auch im Sand unter Terrassen. Durch kleine Sandtrichter in den Fugen gelangen sie in ihr circa 20 Zentimeter tiefes und verzweigtes Gängesystem.
 

Wildbienenhotels mit Legeröhren bieten Platz zum Nisten

Wildbienenhotels sind beliebte Dekorationselemente im Garten. Doch sie sind weitaus mehr. Ein Wildbienenhotel mit Lochtiefen von mindestens zehn Zentimetern und Lochdurchmessern von vier bis acht Millimetern sind aktiver Arten- und Wildbienenschutz. Die Löcher, die späteren Legeröhren für die Eier der Bienen, müssen sauber gebohrt sein, damit sich die Wildbienen nicht ihre Flügeldecken aufreißen. Am besten wird quer zur Holzfaser und nicht durchgehend gebohrt, denn so bilden sich keine Risse. Diese begünstigen nämlich die Ausbreitung von Pilzen und Parasiten. Für das Wildbienenhotel eignet sich hartes Laubholz.
Wildbienenhotels sollten sonnig und mit den Legeröhren Richtung Süden aufgestellt werden. Wichtig ist, dass das Hotel nicht schwingt. Ein kleines Vordach hält Regen ab. Gemeinschaftsunterkünfte mit anderen Insekten sind nicht empfehlenswert, da andere Insekten sich von den Gelegen der Wildbienen ernähren. Auch Vögel stellen eine Gefahr dar. Dünne senkrecht gespannte Drähte (Abstand circa drei Zentimeter zum Holz und in der Reihe) halten die gefiederten Freunde ab.

Da sie kein Volk zu verteidigen haben, sind Wildbienen sehr friedlich. Stiche sind sehr selten. Bei den meisten Arten ist der Stachel so kurz, dass er nicht durch die Haut des Menschen reicht. Deshalb keine Angst, wenn es im Garten kräftig summt.

Helfen Sie den Wildbienen

Durch die Duldung bzw. gezielte Anpflanzung/Aussaat von einheimischen Wildpflanzen können Sie selbst Lebensräume der Wildbienen erhalten! Achten Sie darauf, dass Sie

  • verschiedene heimische Blühpflanzen, die an den jeweiligen Standort angepasst sind, anpflanzen und
  • sorgen Sie für ein durchgängiges Blühangebot, indem Sie früh-, mittel- und spätblühende Arten anpflanzen.

Die untere Verlinkung hilft Ihnen, sich einen Überblick über die Bienenweide und deren Blühzeiten zu verschaffen.

Die Einrichtung von Nistplatzangeboten und der Verzicht auf Insektenvernichtungsmittel helfen dabei, diese für unsere Umwelt so wichtigen Tiere zu schützen.

ÜBERSICHT UND BLÜHKALENDER DER BIENENWEIDE