Wie muss man sich diesen Wachskreislauf vorstellen?

Ganz einfach und kurz beantwortet: Der ideale imkerliche Wachskreislauf ist an zwei Stellen offen:

  • Ständig liefern die Bienen neues Wachs und
  • ständig wird das älteste Wachs aus dem Kreislauf herausgenommen.

Ausgangspunkt der Überlegung ist, dass früher durch allgemein übliche, langjährige Behandlungen mit rückstandsbildenden Varroa- und Wachsmottenbekämpfungsmitteln noch ein erheblicher Teil des im Umlauf befindlichen Altwachses belastet ist. Diese meist lipophilen (fettliebenden) Wirkstoffe verbleiben im Wachs und können auch nicht herausgefiltert werden. Stellt der Imker aus solcherart belastetem Altwachs neue Mittelwände her, findet man auch Spuren der Wirkstoffe im Honig. In den eigenen Betrieb gelangt solches Wachs durch Zukauf von Völkern oder der gängigen Praxis, Altwaben an den Wachsverarbeiter abzugeben und gegen neue Mittelwände einzutauschen. Diese können dann niemals frei oder arm an Rückständen sein. Vielmehr erhält man auch Mittel „mitgeliefert“, die man selbst nie verwendet hat.

Das Wachs im Volk (Waben) darf man, schon aus Gründen der Bienengesundheit, nicht zu alt werden lassen. Ansonsten können sich Keime und andere Krankheitserreger über die Zeit ansammeln und die Gesundheit der Bienen gefährden. Alte, von den Bienen schon mehrfach bebrütete Waben, erkennt man an der dunklen, fast schon schwarzen, Färbung. Diese entsteht durch die zurückgelassenen Puppenhäutchen, sowie Kotausscheidungen der Bienenlarven, von vielerlei Brutvorgängen. Dadurch werden die Zellen dieser Altwaben immer enger, wodurch auch immer kleiner werdende Bienen erzeugt werden. Diese sind in der Folge weniger leistungsfähig und anfälliger gegenüber Krankheiten.

Das Ziel muss sein, solche Altwaben frühzeitig aus den Völkern und dem Wachskreislauf zu entnehmen.

Sonnenwachsschmelzer, Eigenbau

Konstruktion zum Einhängen der Waben

Dampfwachsschmelzer

Unmittelbar nach der Entnahme werden diese Waben, während der Sommermonate, in unserem großen Sonnenwachsschmelzer ausgeschmolzen. Dadurch wird das wertvolle Wachs, ohne weitere Energiequelle, zurückgewonnen. Im Frühjahr und Herbst, oder bei anhaltend schlechter Witterung, wenn die Kraft der Sonne nicht dazu ausreicht, geschieht dies in einem großen Dampfwachsschmelzer aus Edelstahl. Beide Wachsschmelzer haben ein Fassungsvermögen von je 17 Waben und sind für eine rundlaufende Wabenhygiene unverzichtbare Gerätschaften.

Nach diesem ersten Einschmelzen, mit einer darin integrierten Grobsiebung, ist das dadurch gewonnene, noch flüssige, Wachs trotzdem noch sehr stark mit Propolis, Puppenhäutchen und anderen Fremdkörpern verunreinigt und zudem noch teils mit Honig vermischt. Deshalb wird dieses „Wachsgemisch“ in einen konischen Edelstahleimer abgelassen, in den zuvor etwas (Höhe ca. 5 – 10 cm) erhitztes Regenwasser gegossen wurde. Dann wird alles kräftig umgerührt. Jetzt lässt man das Ganze möglichst langsam abkühlen (Eimer mit Styropor abdecken und mit einer Decke umwickeln. Da das Wachs leichter ist als Wasser und Honig schwerer als Wasser (siehe Tabelle) wird sich das Wachs nach dem Erkalten oben im Eimer absetzen. Darunter das Wasser und ganz unten das Honiggemisch. Die im Wachs zuvor enthaltenen Fremdkörper werden sich ebenfalls, teils unten im Eimer, teils an der unteren Schicht des Wachses, absetzen. Entnimmt man jetzt den erkalteten Wachsblock, kann man diese Schmutzschicht am Wachsboden mit einem Messer abkratzen und hat dann einen schönen Rohwachsblock.

StoffDichte in g/cm3
Wasser (bei 0 Grad C)
Eis (bei 0 Grad C)
1
0,917
Wachs0,900 – 0,980
Honig1,390 – 1,450

Ziel muss es sein, wie am Ausgangspunkt der Überlegungen festgestellt, dieses aus den Altwaben gewonnene Wachs aus dem eigenen Wachskreislauf zu entfernen. Das geschieht am besten, indem man daraus Kerzen herstellt oder das Wachs an einen wachsverarbeitenden Betrieb verkauft.

Sollen aus diesem Wachs aber wieder Mittelwände hergestellt werden, muss es zuvor noch entseucht werden, damit sich evtl. darin befindliche Keime und Sporen nicht von Saison zu Saison ansammeln und die Gesundheit der Bienen gefährden können. Auch für die Kerzenherstellung muss das Wachs noch richtig geklärt werden (Entfernung von noch vorhandenen Schwebeteilchen im Wachs), damit die Kerzen gleichmäßig abbrennen.

Wachs einschmelzen

Für diese Entseuchung und weiteren Klärung des Wachses kommt es daher, in einem zweiten Schritt, in einen thermostatgesteuerten Wachsklärbehälter. In diesem 3-wandigen Behälter aus Edelstahl, mit isolierter Außenwand und beheizbarem Ölbad, wird das Wachs über mehrere Stunden, mit Minium von 130 Grad, gekocht. Nur dadurch kann das Wachs nicht nur gereinigt, sondern auch entseucht werden.

Danach lässt man das Wachs auf ca. 80 Grad abkühlen und hält diese Temperatur über mehrere Stunden hinweg (Thermostat). Dabei setzen sich die ganzen, evtl. immer noch vorhandenen winzigen Schmutzteilchen, nach unten in den Behälter ab. Das funktioniert deshalb so gut, weil sich jetzt nur noch Wachs (ohne Wasser oder Honig) im Behälter befindet. Dadurch hat das Ganze die gleiche Dichte und es findet fast keine (Aufwärts-)Bewegung durch unterschiedliche Flüssigkeiten im Behälter mehr statt.

Zum Ablassen des Wachses gibt es zwei Auslaufhähne: Einen am tiefst möglichen Punkt befindlichen (Innenboden des Behälters) und einen etwas höher befindlichen. Der obere Hahn ist für das Ablassen des jetzt sauberen, geklärten Wachses (das jetzt sofort weiterverarbeitet werden kann), der untere für das verunreinigte Wachs (welches beim nächsten Klärvorgang wieder mit in den Behälter gegeben werden kann).

Das Wachs für die Kerzenherstellung wird jetzt trotzdem noch, ein letztes Mal, vom Wachsklärbehälter aus, durch Stofftücher (Flies) abgelassen. So werden noch einmal letzte Schwebeteilchen zurückgehalten. Das ist wichtig, weil sich sonst beim Abbrennen der Kerze, diese Stoffe am Kerzendocht niederlassen. Man erkennt das dann an einer immer kleiner werdenden Flamme, die letztendlich sogar ausgehen kann.

Mittelwandherstellung mit Prägewalze an der Imkerschule Schwaben.

Mittelwandherstellung

Zur Mittelwandherstellung (eine Mittelwand ist eine aus Bienenwachs gewalzte oder gegossene Platte mit einem vorgeprägten Wabenmuster; sie wird in einen Holzrahmen mit Querdrähten eingelötet, um den Wabenbau der Bienen zu ordnen und zu beschleunigen) verwenden wir eine wassergekühlte Gießform mit exakten Prägeflächen aus Silikonkautschuk. Alle Metallteile bestehen aus Edelstahl.

Man kann sich die Gießform wie ein größeres Waffeleisen vorstellen: Auf die untere Prägefläche wird das flüssige Wachs gegossen und danach der Deckel mit der oberen Prägefläche geschlossen. Anders als beim Waffeleisen werden jetzt beide Seiten aber nicht erhitzt, sondern durch einen Wasserkreislauf (Ausgangspunkt ist ein größerer Wasserbehälter mit einer kleinen Pumpe für den Kreislauf) gekühlt, um das Wachs erkalten zu lassen. Dies geht sehr schnell und die gegossene Wachsform (Mittelwand) kann entnommen und mit einem Pizzaschneider auf die gewünschte Größe geschnitten werden.

Für die Mittelwandherstellung sollte nur Wachs verwendet werden, das von den eigenen Bienen selbst hergestellt wurde und möglichst kurz im Bienenvolk verblieb. Umso reiner und unbelasteter ist es bei der Gewinnung. Solch reines Wachs gewinnt der Imker, indem er bevorzugt Drohnen-, aber auch Naturbaurähmchen einsetzt. Aber auch, indem er im Honigraum viel bauen lässt und bei der Honigernte das Entdeckelungswachs zurückgewinnt. Dieses Entdeckelungswachs ist das wertvollste Wachs im Bienenvolk, da es von den Bienen frisch hergestellt wurde, unbebrütet und somit am reinsten ist. Die Gewinnung ist aber wiederum sehr aufwendig, da das Wachs nach dem Entdeckelungsvorgang noch vom daran anhaftenden Honig getrennt werden muss. Imkereien verwenden hierzu Entdeckelungsschmelzer. Das sind elektrische, thermostatgesteuerte Edelstahlbehälter. Diese trennen automatisch, durch die im Deckel eingebaute Heizung mit Ventilator, das Wachs vom Honig, indem zuerst der Honig schmilzt und sich am Behälterboden absetzt. Darüber legt sich dann, wie eine Schutzglocke, das erst danach schmelzende Wachs.

Man sieht:

Die Wachsgewinnung, Wachsklärung und die anschließende Weiterverarbeitung ist arbeits- und zeitintensiv. Zudem werden teure Gerätschaften benötigt. Reines, seuchenfreies Wachs stellt aber die Grundlage für jedes gesunde, saubere Imkern dar, was sich nicht zuletzt auch auf die Qualität der Endprodukte auswirkt.

Deshalb ist es uns das wert!

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Mittelwandgießform