Wie vermehren sich Bienenvölker auf natürlichem Weg?

Vor allem der Zeitraum von Ende April bis Anfang Juli ist in unseren Breiten bei Imkern als sogenannte „Schwarmzeit“ bekannt.

Das Wetter ist oft schön und warm und es gibt einen Überfluss an Nektar und Pollen. Zudem ist die Legeleistung gesunder Königinnen enorm: Zwischen 1000 und bis zu 2000 Eier legt sie jetzt täglich, aus denen drei Wochen später die Jungbienen schlüpfen. Der noch freie Platz im Volk wird schnell knapp. Diese Umstände nutzen zahlenmäßig starke Bienenvölker, um sich zu teilen und „ab zu schwärmen“. In etwa die Hälfte der Bienen ziehen mitsamt der aktuellen Königin aus ihrer bisherigen Behausung aus und lässt sich zunächst in unmittelbarer Nachbarschaft als „Schwarmtraube“ in einem Baum oder Strauch nieder. Nach gewisser Zeit zieht der Schwarm endgültig weiter. Wer das schon einmal beobachtet hat, wird beeindruckt sein. Es ist ein kleines Naturschauspiel, wenn sich in der warmen Frühlingsluft eine Wolke von zigtausenden von Bienen summend und brummend auf den Weg macht.

Bienenschwarm / -traube in einem Haselnussstrauch.

Wann ein Bienenschwarm loszieht, hängt u.a. vom Zustand des Bienenvolkes, dem Wetter und auch der Tageszeit ab. Meist ist es an einem späten Vormittag eines sonnigen, warmen Tages. Außerdem muss ein Bienenvolk vor der Teilung groß genug sein, dass sowohl Schwarm als auch der zurückbleibende Volksteil eine Überlebenschance haben.

Der zurückgebliebene Volksteil verbleibt in der Bienenkiste, der sogenannten „Bienenbeute“ und zieht sich wieder eine neue Königin heran. Im Grunde genommen ist das Schwärmen ein ganz normaler Vorgang, den Bienenvölker seit Jahrmillionen für sich nutzen, um sich zu vermehren und den Volksbestand zu regenerieren. So werden auf natürlichem Wege Bruterkrankungen dezimiert.

Viele Imker sind über das Schwärmen ihrer Bienen nicht ganz so glücklich: Eine negative Folge des Schwarmtriebs, vor allem bei Nachschwärmen (Abgänge mehrerer Schwärme aus dem gleichen Volk) ist, dass mit jedem Schwarm die Masse an Bienen in der Bienenbeute abnimmt und die Honigernte aus diesem Volk schlecht sein wird oder auch ganz ausfällt. Außerdem wird die Kooperationsbereitschaft der Nachbarschaft auf die Probe gestellt, wenn sich jedes Jahr mehrere Bienenschwärme in deren Gärten niederlassen.

Wird ein Schwarm nicht wieder eingefangen, hat er einerseits aufgrund fehlender Betreuung durch den Imker und damit verbundener fehlender Krankheitsvorsorge (Parasitenbefall), andererseits aufgrund oft fehlender geeigneter Nistmöglichkeiten oder auch Futtermangels auf Dauer keine großen Überlebenschancen. Daher ist es sinnvoll, als Imker den Schwarmtrieb nicht einfach laufen zu lassen, sondern ihn durch geeignete Maßnahmen kontrolliert zu lenken. Hierfür stehen dem Imker mehrere, unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Voraussetzung ist aber, dass der Imker in der Schwarmzeit regelmäßig, spätestens alle acht Tage, seine Völker gewissenhaft auf eventuellen Schwarmtrieb hin kontrolliert.

War der Schwarm trotz aller Vorsorge nicht zu verhindern, sollte sich der Imker für ihn verantwortlich fühlen und ihn aus oben genannten Gründen wieder einfangen. Dies gilt gerade im städtischen Raum, in dem ein niedergelassener Schwarm an einer ungünstigen Örtlichkeit großes Aufsehen erregen kann.

Wie und woran erkennt der Imker, dass seine Bienen in Schwarmstimmung sind?

Viele Weiselzellen (die länglichen Brutzellen), deuten darauf hin, dass das Volk abschwärmen wird.

Anfängliche Schwarmlust erkennt man an den Weiselnäpfchen. Bevor die Bienen die Weiselzellen ganz ausbauen, erstellen sie Weiselnäpfchen (Spielnäpfchen). Sobald der Imker ein Weiselnäpfchen erkennt, welches ein Ei bzw. eine Larve im Futtersaft enthält, befindet sich das Volk in Schwarmstimmung und macht sich bereit zur Teilung. Wenn die Bienen in Schwarmstimmung sind, werden sie höchstwahrscheinlich gleich mehrere solcher Näpfchen mit einem Ei belegen und zu einer größeren Königinnenzelle (Weiselzelle) ausbauen. Von der Eiablage der Königin in das Näpfchen bis hin zur Verdeckelung der Zelle vergehen genau neun Tage. Der neunte Tag, ab Eiablage, ist der früheste Zeitpunkt, an dem der erste Schwarm (Vorschwarm) abgehen kann. Dieser besteht aus der alten Königin und ca. der Hälfte aller Bienen des Volkes. Aus diesem Grund muss der Imker, will er den Schwarm verhindern, spätestens am achten Tag, seit seiner letzten Kontrolle, wieder zur Stelle sein und die Absicht des Bienenvolkes erkennen und danach handeln.

Wenn ein Vorschwarm aus der Bienenbeute ausgezogen ist, sind wahrscheinlich noch weitere Weiselzellen auf den Brutwaben im Bienenvolk vorhanden, die kurz vor der Verdeckelung stehen. Bis die erste der jungen Königinnen aus ihrer Weiselzelle schlüpft, vergehen insgesamt 16 Tage (nach sieben Tagen der Verdeckelung). Entweder die Bienen haben jetzt keine Lust mehr zu schwärmen und die neue Königin sticht die anderen Königinnen von außen in ihren Weiselzellen ab, oder sie bleiben in Schwarmstimmung und es wird zu einem oder mehreren Nachschwärmen kommen. Sie beinhalten nicht wie im Vorschwarm eine alte, begattete Königin, sondern eine oder in manchen Fällen sogar mehrere junge und unbegattete Königinnen.